Hat sich die Tideelbe verändert?

Natürlich verändert sie sich. Und an Sportschiffern gehen Veränderungen der Gewässermorphologie nicht unregistriert vorbei.

Die Elbvertiefungs-kritische Bürgerinitiative Hamburg für die Elbe hat eine interessante Einschätzung eines Wischhafener Seglers mit dem Titel Elbvertiefung und Sportschifffahrt veröffentlicht.

Nicht mit allen der geäußerten Schlussfolgerungen muss man übereinstimmen. Aber mit den dortigen Wahrnehmungen gibt es klare Schnittmengen zu eigenen Beobachtungen der letzten drei Jahre:

  • Das nördliche Wischhafener Fahrwasser (westlich der Brammer Bank) ist verlandet.
  • Die südliche Einfahrt des Glückstädter Nebenelbe hat sich deutlich verflacht.
  • Die Barre vor dem Freiburger Hafenpriel gestaltet sich so, dass die Einfahrt zum offiziellen Prickenweg eine gute Seemeile stromabwärts in Höhe des Sielgrabens verlegt werden musste
  • Bei Niedrigwasser ist die Haseldorfer Binnenelbe an ihrer flachsten Stelle (einen Kilometer stromab von Haseldorf) nicht mehr schiffbar. Und ist die Durchströmung beeinträchtigt, nimmt die Dynamik der Verlandung seinen Lauf. Die Rinne an der Nordspitze von Juelssand ist inzwischen schmal, und auch im Ankergebiet des Dwarslochs war es mal tiefer.
  • Die Havarie des äußeren Estesperrwerks in Cranz durch unerwartete Eintreibungen ist bekannt. Eineinhalb Meter hohe Dünen lassen sich auf der Sohle des Sperrwerks im Echolot beobachten. Auf beiden Seiten des Bauwerks ist eine Menge Sediment im System, welches sich auch im vom SKCN genutzten Schleusenfleet bemerkbar macht. Das konstant aufschlickenden Mühlenberger Loch macht die Unterhaltung der Estemündung nur schwer beherrschbar, zumal durch den Niedergang des Schiffsbaus bei Sietas die konkrete Motivation dieser Unterhaltung weggefallen ist. Der zur Auslieferung des Windpark-Errichterschiffes „Aeolus“ Anfang 2014 gerade ausgebaggerte Werfthafen ist zu Saisonende bei Niedrigwasser wieder eine Schlickfläche. Und die Fähre von Blankenese meidet zu diesen Zeiten die Este vollständig und steuert dann Finkenwerder an. Mit den verbleibenden achtzig Zentimeter Wassertiefe im äußeren Este-Fahrwasser (siehe (T)49/14 ) lässt sich auch der bisherige Niedrigwasser-Ausweichliegeplatz direkt am Sperrwerk nicht zuverlässig bedienen.
  • Was bedeutet dies nun im Bezug zur Elbvertiefung? Am Ende des Tages muss man konstatieren: Sediment wird tatsächlich umgelagert. Mit Blick auf die Ursachen könnte man sicher auch zu einer lokal differenzierten Betrachtung kommen, die regionale Einflussgrößen und längerfristige Trends zur Kenntnis nimmt, und auch einen Blick auf die Messreihen aus der Beweissicherung der Fahrrinnenanpassung 1999/2000 riskiert. Dies bleibt einem zukünftigen Blogeintrag vorbehalten. Für heute nehmen wir die Hypothese zur Kenntnis, dass hier der morphologische Nachlauf der 1999er Elbvertiefung mit zehnjähriger Verzögerung zugeschlagen hat.