Wohin über die Feiertage?

Zunächst gilt es, die Ausfahrt aus der Este erfolgreich zu bewerkstelligen. Manche glauben, in Nähe eines Werftkais sei Seeschifftiefe vorauszusetzen. Weit gefehlt! Dieser Grundsitzer blieb nahe Hochwasser schon auf dem Schlickrücken bei Sietas hängen.

Auch hier endet ein Ausflug unerwartet: Ausgekreischt – Sprit alle! Fahrzeugführer flüchtet zu Fuß. Wobei es nicht ganz einfach sein dürfte, in Cranz Treibstoff (oder einen Tidenkalender) aufzutreiben. Der Nachweis einer Vereinbarkeit mit der Befahrensregelung für das Mühlenberger Loch ist gleich in mehrfacher Hinsicht kaum zu führen.

Elbabwärts kommt kurz vor dem Kraftwerk Wedel der legendäre Sehnsuchtsort „Schnalles Hafen“ in Sicht, ein ehemaliges Zentrum von Bootsbau-Enthusiasten und wrackbegeisterten Idealisten. Der ist seit zehn Jahren gesperrt, denn die Sanierung des sich dahinter befindlichen Ex-MobilOil-Geländes ist noch in Gange und harrt der Transition zum „BusinessPark Elbufer“. Planungsseitig dürfte der Begriff des Zeitgenössischen für die Schönheit des hier entstehenden stadträumlich taillierten Campus nicht zu hoch gegriffen sein. Der Hafen selber soll sich nach Willen des dahinterstehenden Projekts zum „Wedeler Fährhafen“, einem Terminal für eine Verbindung ins Alte Land beim Fährhaus Kirschenland entwickeln.

Der Aufschwung kommt! Wir fahren einstweilen weiter, am bereits luxussanierten Schulauer Hafen vorbei, in dem nach wie vor keine Anlegemöglichkeit besteht – offenbar ist die Stadt mit dem Jahrhundertprojekt der „Maritimen Meile“ und dem Informationsportal zum Sanierungsgebiet Stadthafen Wedel noch auf der Suche nach Investoren und einem geeignetem Hafenbetreiber. An fehlenden Fördergeldern dürfte es nicht gelegen haben. Die durchgängige Promenadenumsäumung besticht schon jetzt. Ein klassisches Motiv: Der damalige Ministerpräsident beim hoheitlichen Akt mit der eröffnenden Schere. Vorbildlich!

Wir wünschen weiterhin Erfolg, würden aber dennoch einen Ausflug zu den Kühen und Schafen an den Ufern der romantischen Wedeler Au vorziehen. Dieses ist wiederum in dieser Saison keine Option, die spannende Durchfahrt durch das enge Sperrwerk mit der flotten Strömung ist noch bis in den Herbst 2017 verwehrt: Wedel, ein Sanierungsgebiet.

Eine nähere Recherche zeigt dann auch, dass nach langem Rechtsstreit um die ungenehmigte Existenz die Anlage des Motor-Boot-Club Schulau in der Kleientnahmestelle hinter dem Deich nun tatsächlich aufgegeben werden musste; der Verein ist in die Insolvenz gegangen. Die Naturschutzbehörde des Kreises hatte im Zusammenhang mit Landschaftsschutzgebiets-Kernzone und angrenzendem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet auf Räumung geklagt. Damit ist auch einer der schönsten Naturhäfen der Unterelbe getilgt worden. Sportbootfahrer in Wedel, Du hast es nicht leicht!

Stattdessen dann ein Wechsel auf die gegenüberliegende Seite, hinein in die Lühe! Für das niedersächsische Ufer gilt bekanntlich der Slogan „Freue Dich, Du bist im Landkreis Stade“. Am Anleger des Altländer Yachtclubs wird man nach Tidenkenterung recht zuverlässig von dem Grollen einer heranrauschenden, sich brechenden Bore überrascht. Die Nachtruhe wird nicht ganz durchgängig sein, sondern durch einen kurzen Moment des „senkrecht in der Koje Stehens“ getrübt werden. Das ist der Kick bei dieser Location: Das Gefühl, im Schlaf von einem Containerfrachter überfahren zu werden.

Also Haseldorf. Gekrümmte Nebenfahrwasser haben ihre Tücken – auch, weil der Begriff „von See kommend“ einigen Interpretationsspielraum zulässt, wenn man nicht den Quelltext der Seeschifffahrtsstrassen-Ordnung im Blick hat, hier wäre es § 2 Abs.1 Nr. 2 gewesen. Mancher behilft sich mit einem verschämten Blick in die Seekarte. Und so ist die versehentlich seitenverkehrt erfolgte Beprickung mit (T)29/17 durch (T)30/17 inzwischen auch korrigiert worden. Dank an den Außenbezirk Wedel (sic!) des WSA Hamburg, der für die Verkehrssicherung hier zuständig ist.

Hafenintern wird kolportiert, dass sich sogar der „Tidenkieker“ festgefahren hatte. Früher war es übrigens Tradition, Pricken bevorzugt senkrecht in den Grund zu treiben bzw. einzuspülen. In Haseldorf hat man diese Restriktion zumindest auf der roten Seite fast durchgängig überwunden. Eisenbahner würden von einer unzulässigen Einschränkung des Lichtraumprofils sprechen. Ist es der Beweglichkeit des sich „in Fluss“ befindlichen Sediments geschuldet? Oder ist es das Ergebnis eines sportlichen Wettbewerbs im Speerweitwurf?

Wird fortgesetzt!