Rekonstruktion eines Standers

Den Anfang machte die Anfrage des Hamburger Segler-Verbandes, die Stander aller Mitgliedsvereine auf der Hanseboot darstellen zu dürfen. Nach Möglichkeit sollte ein Vektorformat eingereicht werden, die Grafik also eindeutig repräsentiert und beliebig skalierbar sein. Schon länger hatte es dem sich für alles Schriftliche einschließlich der Corporate Identity verantwortlich fühlenden Vereinskameraden gedünkt, über keinen digitalen Master des Vereinsstanders zu verfügen; jetzt wurde es offenbar.

Die bisherige offizielle, in der brieflichen Korrespondenz verwendete Version des Logos war ein JPEG, welches klar auf eine Bitmap mit acht Bit Farbtiefe zurückging: leicht schief, mit gestauchtem Mittelkreis und mit Rasterpunkten im Segel. Eher kein Ausgangspunkt für eine Verfeinerung. Das bedeutet, ein Original nach den einschlägigen Vorbildern neu schöpfen zu müssen.

Eine weitere Stander-Edition fand sich in den Akten. Eine Nachempfindung aus den Neunzigern mit zu kleinem Mittelkreis, auf Tintenstrahldrucker streifig ausgedruckt und inzwischen verschossen, mit dem Lila insgesamt etwas unpassend. Irritierend vor allem das Segeldreieck: Hier sieht man eine aufrecht, auf Raumschotskurs und unter Leichtwindbedingungen segelnde Jolle, während das Briefpapier eher eine dynamischere Am-Wind-Situation mit Krängung zeigt und die Silhouette ein Vorsegel mit einzuschließen scheint. Was könnte hier die Referenzfassung sein?

Und in der Tat: Die „Amtlichen Mitteilungen“ des DSV vom 18.4.1968 in der Yacht geben Aufschluss. Sie zeigt einen „roten Stander mit einem weißen Kreismittelfeld, darin in schwarz eine Jolle“. Entworfen wurde es übrigens von Markus Alexander, der es bei der Gründungsveranstaltung Ende 1967 vorstellte. Diesem Herrn sind auch manche Illustrationen zu verdanken, die die damaligen Vereinsrundschreiben zierten.

Das Tor zur ehemaligen Anlage in Hove zeigt ebenfalls ein aufrecht segelndes Boot, wie es auch im Hintergrund des Pressefotos zum 40jährigen Vereinsjubiläum deutlich wird.

Andererseits zeigen die meisten sich im Umlauf befindlichen Stander und die davon abgeleiteten Aufkleber die dynamischere Variante. Das blecherne Exemplar am hafenseitigen Giebel des Vereinshauses präsentiert sich dabei besonders schwungvoll.

Offenbar hat sich zwischendurch eine mehr oder weniger behutsame Modernisierung des Logos eingeschlichen. Was tun – das Rad zurückdrehen? Mit dem üppig dimensionierten Großsegel und dem aufgestiegenen Großbaum wirkt die Originalfassung etwas ungelenk. Nach reiflicher Überlegung haben wir es jetzt: mit verkleinertem Groß haben wir die aufrecht segelnde Ursprungsversion als Stander der Segler-Kameradschaft Cranz-Neuenfelde neu interpretiert.